Samstag, 2. Juli 2016

Jackenliebe!

Die Zeiten, in denen ich mich in diesem Blog ohne ganz besondere, einzigartige Geschichte von einem einzelnen Gegenstand aus meinem Besitz trenne, sind vorbei. Eigentlich. Aber heute mache ich eine Ausnahme, denn die graue Winterjacke hat sich einen eigenen Eintrag wirklich verdient.


Ich weiß noch, wann ich sie gekauft habe: Es war Anfang 2008, Galeria Kaufhof am Hamburger Hauptbahnhof. Ich weiß noch, dass ich sie kurz vor einem Date gekauft hatte und damals darüber nachdachte, ob sie dem Date wohl gefallen würde. Die Antwort auf diese Frage ist nicht überliefert und davon abgesehen auch komplett irrelevant, nach zwei Dates sahen wir uns nie wieder. Der Beginn einer Liebesgeschichte war es allerdings: Jackenliebe!

Die graue Jacke ist von Vero Moda, nicht zu dick und nicht zu dünn und hat eine Kapuze. Sie ist weder regenabweisend noch atmungsaktiv, sondern aus ganz normalem Stoff. Werden solche Winterjacken heute überhaupt noch hergestellt? Außerdem ist sie - wer hätte das gedacht? - grau, graue Kleidungsstücke haben bei mir ja eh einen Bonus, und hat - und das ist wirklich etwas ganz Besonderes für mich! - KEINE zu langen Ärmel.

In den Jahren danach ergänzte ich meine Wintergarderobe nach und nach um eine grüne Winterjacke (stylischer!), einen grauen Wintermantel (schicker!) und eine rote Outdoorjacke mit ein- und ausknöpfbarem Winterfutter (regendicht!). Ein paar Winter lang trug ich die graue Winterjacke nur noch selten, aber sie behielt stets einen Platz in meinem Herzen.

Vorletzten Winter stellte ich fest, dass alte Jackenliebe nicht rostet. Die graue Jacke wurde erneut zu meiner Winteruniform - und das, obwohl sie damals schon das hatte, was man beim Ankauf von Gebrauchtwaren wohl "deutliche Gebrauchsspuren" nennt: An der Kapuze fehlten zwei Druckknöpfe, an den Ärmeln gab es abgewetzte Stellen.


Durch den Dauereinsatz in den letzten zwei Wintern wurde das natürlich nicht besser. Eine neue Jacke musste her, das war mir klar. Meine halbherzigen Kaufbemühungen hatten allerdings keinen Erfolg.

Ich habe die graue Jacke nun noch mal gewaschen, wollte sie in den Schrank räumen. Ich schaute sie an und dachte: All das wird sich niemals ändern. Du wirst sie lieben, du wirst sie tragen, und gleichzeitig wirst du dich schämen, weil du weißt, dass sie schäbig ist. Es gibt nur eine Möglichkeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen: Die Jacke muss weg.

Liebe graue Jacke, es war schön mit dir. Aber nun hast du deinen Dienst getan. Ruhe im Jackenhimmel. Du kannst weg.

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