Montag, 29. Dezember 2014

Tag 363 - Das #daskannweg-Jahr 2014: Christine erzählt

Der kann weg


Auch ich durfte dieses Jahr Teil sein von "das kann weg": Als Urlaubsvertretung habe ich mich im Juni von Tag 165 bis 173 in meiner Bude umgeschaut – und jede Menge Kram gefunden, den ich nicht mehr brauche. Da waren unter anderem dabei eine Kiste Bier auf dem Balkon (Tag 171), eine Hexenbox plus Zauberbuch (Tag 172), eine Helene Fischer-DVD (Tag 168 – gab’s 8 Euro für bei Momox!) oder aber die viel diskutierte Harald Glööckler-Bettwäsche mit Kröönchen (Tag 169 – eingemottet und somit leider immer noch da … Corinna, wolltest du die nicht fürs Gästezimmer?). In meinem letzten Eintrag nahm ich Abschied von den "falschen Prinzen" (Tag 173). 

Materiell trennte ich mich dabei von meiner Sammlung an Froschkönigen. Einige setzte ich irgendwo draußen aus – meist am Wasser. Manchmal wartete ich sogar, bis jemand kam, den Frosch entdeckte und mit einem Lächeln im Gesicht mitnahm. Die drei Schneekugeln packte ich in einen Karton und schickte sie an meine Freundin Sonja in Rastatt. Mit ihr gemeinsam fing vor vielen Jahren die ganze Sammelei an. Seltsamerweise fand ich das Päckchen eine Woche später schwer ramponiert wieder vor meiner Haustür. Eine der Kugeln war beim Transport beschädigt worden und ausgelaufen. Darum schickte DHL alles Retour. Schlampige Verpackung meinerseits – oder vielleicht doch ein Zeichen, dass ich eigentlich doch noch nicht innerlich bereit dafür war, mich von den Fröschen zu trennen? 

Denn eigentlich ging es ja um viel mehr: Es ging darum, Loszulassen von der Vergangenheit und romantisch-verklärten Einstellungen. Loszulassen von der Idee, dass irgendwo da draußen ein Prinz wartet, der auf dem Schimmel angeritten kommt und mit mir in Richtung Sonnenuntergang verschwindet.

Wenn ich zurückblicke, wie vielen falschen Prinzen ich in den vergangenen Jahren hinterher getrauert habe, hätte ich sehr gut auch über mehrere Wochen einen Blog füllen können mit dem Titel "Der kann weg". Was habe ich Zeit verschwendet mit Fragen wie "Warum ruft er nicht an?", "Was habe ich falsch gemacht?" oder "Mag er mich wirklich?". Heute weiß ich: Wenn ein Mann eine Frau wirklich will, versetzt er Berge. Dann meldet er sich, egal wie gestresst er ist. Dann sucht er im Dschungel das einzige Internet-Café, um deinen Facebook-Status zu liken. In allen anderen Fällen zählt er leider zur Kategorie "Frosch" und sollte schleunigst entsorgt werden. 

Es kann durchaus vorkommen, dass einer dieser Frösche, den man eigentlich längst im Müll glaubte, plötzlich und völlig unerwartet doch wieder auf der Bildfläche erscheint. Dann heißt es stark bleiben und nicht ein zweites Mal auf die gleiche Masche reinfallen – auch, wenn er den muffigen Geruch aus dem Mülleimer vielleicht übertüncht hat. Das lerne ich gerade. Manchmal muss man eben auch Menschen ausmisten, so hart es klingen mag. Alter Ballast blockiert. Und kann darum getrost weg. 

Liebe Christine, dass es beim Ausmisten um mehr geht als darum, alten Kram wegzuwerfen, hast du gleich verstanden, als ich dir von meiner Blog-Idee erzählte. (Nicht nur) deshalb warst du gern bereit, den Blog in einem meiner Urlaube zu hüten. Danke dafür! Vielleicht haben die neun Tage ja ein wenig dazu beigetragen, dir den Abschied von den falschen Prinzen - denen aus Keramik und Porzellan, aber vor allem denen aus Fleisch und Blut - zu erleichtern. Das würde mich freuen! 

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