Mittwoch, 29. Oktober 2014

Tag 302 - Die Kontaktlinsen

Wie bereits im Juli gebeichtet: Ich bin kurzsichtig und eitel. Kontaktlinsen wären die logische Alternative zu meiner Brille, die ich am liebsten nur heimlich trage. Und ich hab es auch mit ihnen versucht: Ich hab mich durch einen kostenlosen Probemonat und zwei weitere Monate meiner ersten und einzigen Monatspackung gequält. Dann hab ich aufgegeben. 

In meinem Job sitze ich oft den ganzen Tag vorm Computer. Die Optikerin hat mir erklärt, dass wir am Computer seltener blinzeln. Nur ein bis zwei Mal pro Minute statt zehn Mal oder so. Das mit dem Blinzeln ist aber wichtig fürs Auge, weil dadurch die Tränenflüssigkeit verteilt wird. Mit anderen Worten: Computerarbeit macht die Augen trocken.

Wenn meine Kontaktlinsen und ich abends nach Hause kamen, waren meine Augen so trocken, dass die Linsen wie angeklebt am Auge hafteten. Das Rausnehmen tat höllisch weh. Natürlich war ich auch kein Naturtalent beim Einsetzen, aber ich glaube, das hätte ich schon irgendwann hingekriegt. Ich hab einfach vorher die Lust verloren.

Unterm Strich ist der Leidensdruck MIT Linsen höher als ohne. Ich fahr 20 Minuten ins Büro (während des Weges da hin ist die Kurzsichtigkeit nervig und man muss was dagegen tun), dann häng ich dort mindestens neun Stunden rum (wo ich den Computer vor meiner Nase prima sehen kann) und danach fahr ich 20 Minuten nach Hause. In diesen 40 Minuten komm ich auch mit Brille prima klar, da muss ich mir weder das Gefummel noch die Schmerzen antun, mit dem Kontaktlinsen bei mir verbunden sind, und das Geld kann ich für was anderes ausgeben.

Mein Kontaktlinsen-Experiment liegt schon ein paar Jahre zurück. Seitdem liegen die Linsen - in der Kommode. Wenn ich den Aufdruck auf der Packung richtig deute, laufen sie 10/2014 ab. Also übermorgen. Warum ich sie nicht längst entsorgt habe? Weil sie Geld gekostet haben, klar. Weil ich einen Fehlkauf (Geld) und ein Scheitern (Grobmotorik) eingestehen müsste. Aber vor allem: Weil ich mich dann von einem Traum verabschieden müsste, dem ich zu gern noch ein bisschen nachhängen würde. Dem Traum vom Sehen. 

Ich bin so weit. Tschüß, Traum. Die Kontaktlinsen können weg.

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