Sonntag, 26. Juni 2016

Tausche alte DVDs gegen 178,35 Euro


Von der heldenhaften Entschlossenheit des Liebsten war schon letztes Mal kurz die Rede. Als ich damals anfing zu schreiben, wollte ich eigentlich etwas ganz anderes erzählen als das, was an Ende auf dem Papier Bildschirm stand, aber wie das manchmal so ist, manchmal haben die Finger nicht dasselbe im Sinn wie der Kopf. Deshalb soll die Geschichte nun hier wiedererzählt werden: Nicht nur trennte der Liebste sich klaglos von den meisten seiner Möbel, er war auch bereit, noch viel mehr loszulassen: seine DVDs. 

Nun finde ich herumstehende DVDs auch nur so mäßig dekorativ, aber das war mir dann auch nicht recht. Ich hätte das Gefühl gehabt, dass wir nur mit den Dingen wohnen, die mir gefallen - und ich weiß genau, wie sehr der Liebste Filme liebt. Hast du dir das auch gut überlegt?, fragte ich ungefähr ein Dutzendmal, du liebst doch deine DVDs! Ja, aber er schaue sie doch eh nicht noch mal an, und überhaupt gibt’s das alles auch bei Netflix. Machen Sie dich glücklich?, frage ich ihn. Darüber muss er dann doch kurz nachdenken. Einige schon. sagt er. Mit diesem Satz ist klar, wie es weitergeht. 

Der Liebste sortiert seine DVDs auf zwei Haufen und ich scanne mit der momox-App die Strichcodes der DVDs auf dem #kannweg-Stapel ein. Alle Star-Trek-Boxen von Captain Picard bis Captain Janeway, „Der Schakal“, „Soul Kitchen", „Hangover 2“ - manches gibt nur noch deprimierende 15 Cent, anderes fast 10 Euro. Weil wir grade so gut drauf sind, sortieren wir gleich auch noch unsere alten Computerspiele durch (Super Mario 3D Land: 15,42 Euro!). Am Ende haben wir 93 Schachteln eingescannt, der Karton wiegt 19 Kilo, wir tragen ihn zu zweit zum Paketshop.

Die restlichen DVDs - die, die glücklich machen - haben nun alle in vier Regalfächern Platz. Und ein paar Tage später überweist momox 178,35 Euro auf das Konto des Liebsten.

Dienstag, 21. Juni 2016

Aus 2 mach 1

Offenbar habe ich noch gar nicht die heldenhafte Entschlossenheit gerühmt, mit der der Liebste beim Umzug ans #daskannweg-Werk ging. Das soll nun hier nachgeholt werden: Klaglos trennte er sich von den meisten seiner Möbel. Ein besonderes Opfer: Er verabschiedete sich sogar von seinem geliebten Kleiderschrank. 

Seiner war 2 Meter breit und 2,01 Meter hoch. Meiner ist 2,50 Meter breit und 2,36 Meter hoch. Wir wussten: In unser Schlafzimmer würde nur einer von beiden passen - ganz abgesehen davon, dass weiß und Birke nicht wirklich gut aussehen zusammen. Meiner war größer. Meiner durfte bleiben. 

Das bedeutet aber auch: Meine Sachen und seine Sachen mussten in einen Schrank passen, in den vorher nur meine Sachen passen mussten. Das klingt unmöglich, aber am Ende ging es doch. Der Koffer musste ausziehen, die Bettkästen wurden noch ein bisschen mehr vollgestopft als vorher, wir warfen eine Kleiderstange raus und kauften sieben neue Einlegebretter. 

Natürlich habe ich trotzdem viel weniger Platz im Schrank als früher. Aber das Gute daran: Das bewahrt mich davor, zu viele Klamotten aufzubewahren, die ich am Ende doch nicht trage.

Dienstag, 14. Juni 2016

Einmal Recyclinghof und zurück

„Wir müssen zum Recyclinghof“, sagte ich an einem sonnigen Samstag zum Liebsten. „Der Keller ist eh schon so klein, da muss nicht auch noch lauter kaputtes Zeug rumstehen.“ Unser Keller ist etwa 1,40 mal 2 Meter groß und platzt aus allen Nähten. „Ach“, sagte der Liebste, und dann irgendwas mit „Heute eh schon so viel vor“ und „Kann man doch auch ein andernmal“. 

Warum das Thema überhaupt eine Diskussion wert war? Ganz einfach: Der Recyclinghof ist 4,5 Kilometer entfernt, und weil wir kein Auto haben, müssen wir mit Bus und Straßenbahn hin - das ist ziemlich umständlich. Aber diesmal ließ ich keine Ausreden gelten. Nicht weit vom Recyclinghof ist nämlich das Gartencenter - und genau da wollte ich unbedingt hin und so viele Balkonpflanzen mit nach Hause nehmen, wie wir schleppen konnten. Die Strategie: einen Weg, auf den ich total Lust habe, mit einem Weg verbinden, auf den ich gar keine Lust habe, und ganz nebenbei noch Hilfe akquirieren, damit ich mehr Grünzeug heimtragen kann.

Also Bus- und Bahnverbindung gecheckt, runter in den Keller mit zwei Rucksäcken, drei Stoffbeuteln und dem Liebsten. Und eingepackt: ein altes Notebook, eine kaputte Grafikkarte, ein alter PC, einen Haufen Kabel, eine Kaffeemaschine, die LED-Lampe, die schon kaputt war, als ich sie auspackte (Sondermüll!), die alte Schreibtischlampe und was nicht noch alles.

Mit der Straßenbahn bis nach Neckarau, aussteigen, Bushaltestelle suchen. Bushaltestelle immer noch suchen, Verbindung auf dem Handy checken, vielleicht steht da ja irgendwo, wo die Haltestelle ist … - Moment mal! Bus wird umgeleitet … umgeleitet?! Och nö! Das hatte ich vor lauter Blumenvorfreude wohl übersehen. Jammern half nicht, zurückfahren kam nicht in Frage, was nun? Ist doch super Wetter für einen Spaziergang! (ja, vor allem mit einer Wagenladung Elektroschrott im Gepäck.) 

Wir laufen also los, Laune anfangs doch eher gedämpft, aber dann können wir doch nicht anders als das irgendwie gut finden. Die Sonne scheint auf uns, ich kenn die Gegend noch nicht, und nach zehn Minuten wird es hübscher um uns rum, guck mal, da blühen Rosen, und ooooh, Pfingstrosen, meine Lieblingsblumen … 

Nee, nicht alles unseres, nur das Zeug vorne. Den restlichen Elektroschrott haben andere Leute da hingebracht.
Nach nicht mal zwei Kilometern sind wir am Recyclinghof, haben schnellstens alles abgeladen und sind auf dem Weg zum Gartencenter, noch mal knapp ein Kilometer, aber ohne Gepäck und auf dem schönsten Schleichweg, den man sich vorstellen kann: alles so grün hier! Die perfekte Einstimmung für die große Blumensause im Gartencenter. 

Zwei Clematis, zwei Ziersalbei, zwei kleine weiße Blümchen, zwei silberblättrige Wunderschöngewächse, ein Buddha, ein Rankgitter und einen großen Blumenkasten später siegt die Vernunft über das Habenwollen - wir müssen das ja alles noch irgendwie nach Hause kriegen. An der Kasse fragt die Frau, ob wir eine Papiertüte wollen. Wollen wir! Als ich „gern“ sage und ihr erkläre, dass wir zu Fuß da sind, guckt sie mich an, als sei ich geistesgestört. Dem Liebsten ist das furchtbar peinlich, ich find’s zum Totlachen. Nun noch mal anderthalb Kilometer zu Fuß in die andere Richtung, ab in die Straßenbahn und dann nach Hause. 

Was das alles mit #daskannweg zu tun hat? Jede Menge.
  1. Der Keller ist endlich elektroschrottfrei. 
  2. Erreicht habe ich das durch schlaue Selbstüberlistungsbelohnungsstrategie: ohne Elektroschrott weg kein Blümchen hin.
  3. Die Blümchen sind zwar kein #daskannweg, sondern ein #daskannhin, aber hier geht’s ja auch nicht um Minimalismus, sondern um „Hab nur Dinge um dich, die du wirklich um dich haben willst“. Und wenn das Blümchen sind, dann ist das okay. 
  4. Es geht auch ohne Auto. Ja, wirklich: Es. geht. auch. ohne. Auto. 
Und 5. hat #daskannweg ja auch immer ganz viel damit zu tun, sich aufzuraffen und Dinge zu tun, auf die man keine Lust hat. Haben wir gemacht - und hat sich mal wieder gelohnt. Sicher, mit dem Auto wären wir schneller gewesen. Aber wir wären nicht in der Sonne spaziert, hätten keine Pfingstrosen gesehen und nicht das entgeisterte Gesicht der Frau an der Gartencenter-Kasse. Wir hätten nichts erlebt. Anstatt den Kofferraum vollzuladen mit einem Haufen schnell in den Einkaufswagen gestopfter Blumen, habe ich lange und ganz bewusst die schönsten ausgesucht und eigenhändig nach Hause getragen (beziehungsweise tragen lassen). Das macht die Freude über die Blumen noch größer - jedesmal, wenn ich sie anschaue.