Auf einmal war alles ganz einfach. Denn
da ist dieser Stuhl.
Er steht zwischen Kühlschrank und
Sitzbank, also an der Stelle meiner Wohnung, an der die Küche ins
Esszimmer übergeht (ich hab eine offene Küche). Der Stuhl ist aus
Holz und wahrscheinlich von Ikea, ich hab ihn schon ziemlich lange, bestimmt 12, 13
Jahre. Ich hänge oft Geschirrtücher zum Trocknen über die Lehne,
manchmal lege ich ein Backblech drauf ab, wenn ich den Ofen ausräume,
ich hänge eine Schürze drüber oder die gelben Gummihandschuhe, die
ich zum Abwaschen trage und die mir selber irgendwie peinlich sind.
Zu etwas anderem benutze ich den Stuhl nicht.
Das
stimmt nicht ganz. Vor einem Jahr habe ich auf dem Stuhl gestanden,
als ich eine Wand in meinem Wohnzimmer strich. Da ist weiße Farbe
auf die Sitzfläche getropft. Ich habe die ganze
Sitzfläche angepinselt, damit man die Kleckse nicht so sieht. Man
sieht sie trotzdem. Deswegen liegt meistens ein Kissen auf dem Stuhl.
Das Kissen ist bordeauxrot und passt nicht zu den anderen Stuhlkissen
in meiner Wohnung. Eigentlich passt es zu gar nichts in meiner
Wohnung.
Zwei,
dreimal im Jahr habe ich viele Gäste. Dann stelle ich den Stuhl an
den Esstisch. Den Rest des Jahres steht der Stuhl rum.
Und nervt. Beim Putzen ist er im Weg. Beim Blumengießen ist
er im Weg. Beim Auf-die-Sitzbank-setzen ist er im Weg. Er stellt
meine Wohnung voll und tut nichts, um das zu rechtfertigen. Der
Stuhl kann weg.
Meine
Freundin Steph verwandelt alte Stühle mit Pappmaché und Farbe in
Kunstwerke. Vielleicht will sie den Stuhl haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen