Ich liebe Stiefel. Ich besitze so viele davon, dass ich über
den Sommer häufig den Überblick verliere, wie viele Paar ich eigentlich noch
rumstehen habe.
Das graue Paar Lederstiefel aus Straußenleder fristet jedoch
schon seit fast drei Jahren einen Dornröschenschlaf im Karton. Ungetragen, denn
die Schuhe sind sehr hoch und haben ein wahnsinnig unbequemes Fußbett.
Ich
traue mich nicht, das Haus damit verlassen, aus Angst, ich könnte fallen oder
vor Schmerzen plötzlich keinen Schritt mehr gehen. Ich glaube an "das Gedächtnis der Füße", wie ich es nenne. Alles, was du deinen Füßen an Aua antust, werden sie dir niemals verzeihen und dich bei passender Gelegenheit wieder daran erinnern. Außerdem wirken die Stiefel
irgendwie nuttig. Ich könnte sie zuhause tragen, aber selbst dafür sind sie mir
zu unbequem.
Ich habe sie damals noch in meinem alten Job in Rastatt in der
Mittagspause erstanden. Zu den nächstgelegenen Shopping-Möglichkeiten rund um
den Verlag zählte neben dm und Aldi auch ein Schuhgeschäft, in dem ich aus
Langeweile mindestens einmal pro Woche vorbeischaute. Sie waren jedenfalls ein
Schnäppchen: Reduziert von ursprünglich 130 Euro auf 60!
So unbequem wie die Nuttenstiefel, so wahnsinnig gemütlich
sind meine Totenkopf-Ballerinas. Sie stammen nicht aus besagtem Geschäft,
sondern sind von C&A. 9 Euro, glaub ich, und ich habe sie drei Sommer lang
wirklich gerne in der Freizeit getragen. Die Totenköpfe lächeln so nett, finde ich. Als ich sie vor ein paar Wochen wieder
aus dem Schrank nahm, stellte ich fest, dass die Sohle gebrochen ist. Leider.
Die Nuttenstiefel und die Totenkopf-Ballerinas können weg.
Die Stiefel bringe ich zu „Second Moments“ und hoffe, noch ein paar Euro dafür
zu bekommen. Die Ballerinas wandern schweren Herzens in den Müll.